
Vitamine und Mineralstoffe in der Beikost
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Hallo und super, dass ich mit dabei sein darf. Für die, die sich jetzt erst zugeschaltet haben: Ich bin Dr. Annalena Dehé. Ich bin Fachärztin für Innere Medizin mit dem Fokus auf Präventionsmedizin und Ernährungsmedizin. Ich bin auch Mama von Zwillingsmädchen im Kindergartenalter und ich freue mich einfach auf den heutigen Kids Ernährungs Summit mit geballtem Wissen für Eltern bzw. Kinder.
Und jetzt geht es um die in der Ernährung kritischsten Vitamine und Mineralstoffe.
Kinderernährung ist mein absolutes Lieblingsthema. Wir bauen mit der Ernährung von heute die Menschen von morgen und können so die Gesundheit unserer Gesellschaft in der Zukunft positiv mit beeinflussen. Aber das mal so am Rande. Aber das finde ich cool.
Vitamine und Mineralstoffe, die haben ja im Körper ganz viele verschiedene Funktionen. Also sie fungieren als Botenstoffe oder Coenzyme für Stoffwechsel, für Hormonprozesse.
Das Problem jetzt bei Vitaminen und Mineralstoffen und Säuglingen und Kindern ist, dass es keine experimentell generierten Daten gibt. Auch für größere Kinder gibt es keine originären Bedarfszahlen. Was man dann gemacht hat, ist, man hat die Referenzwerte sich angeschaut anhand von Richtwerten für Energie, Gewicht, also Körpergewicht, Proteinzufuhr für Erwachsene, die dann bewertet und entsprechend an den kleineren Menschen angepasst.
Ich habe vorhin schon mal angesprochen, die KiGGS-Studie und warum ich Ernährung oder Kinderernährung so wichtig finde als Thema, ist, weil da hat sich gezeigt, dass im Durchschnitt sich Kinder leider nicht ganz so ausgewogen ernähren wie gewünscht. Und schuld daran sind unter anderem Fastfood, aber auch durchaus Convenience-Produkte, die halt doch in vielen Haushalten meist aufgrund von Zeitmangel – ich will es gar nicht bewerten – eben doch auf unserem Tisch landen. Und hier besteht einfach, da sehe ich ein erhöhtes Risiko für einen Mangel an den so wichtigen Vitamin- und Mineralstoffen.
Würde ich jetzt auf alle Vitamine und Mineralstoffe eingehen, dann sitzen wir hier morgen auch noch. Deswegen fokussiere ich mich heute auf die kritischsten und das sind meiner Ansicht nach Vitamin D, Jod, Eisen und Kalzium.
Ich fange mal mit Vitamin D an.
Das hat ja unter den Vitaminen so eine Sonderstellung, da es nicht nur mit der Nahrung aufgenommen wird oder werden muss, sondern auch bei Sonnenexposition in der Haut gebildet wird. Das Ausmaß der eigenen Produktion ist daher abhängig von Saison, vom Wohnort, der Tageszeit, der geographischen Breite und vielem mehr und davon auch abhängig. Grundsätzlich kommt Vitamin D vor in fettem Fisch, also Lachs, Makrele, Hering, aber auch in angereicherter Margarine. Ei – das sind gute Quellen für Vitamin D. Leider liegt Vitamin D nur sehr selten und in geringen Mengen in veganen Lebensmitteln vor. Deswegen ist es schwierig, in der veganen Ernährung die Vitamin-D-Zufuhr rein über die Lebensmittel zu steuern. Also es wird Vitamin D nachgewiesen in Avocados, Haferflocken, Pilzen, Kakao – aber eben nicht in den großen Mengen. Bei Säuglingen ist es ja so, dass Säuglinge substituiert werden sollen mit Vitamin D, nämlich 400 bis 500 internationale Einheiten bis zum erlebten zweiten Frühsommer, weil dann reicht die stärkere Vitamin-D-Eigensynthese bei Sonnenlicht-Exposition aus.
Kommen wir schon zum Jod.
Was kann Jod? Jod ist für die Bildung von Schilddrüsenhormonen essenziell. Extrem wichtig, muss zugeführt werden. Die Schilddrüse, wissen wir alle, ist an so vielen verschiedenen Prozessen beteiligt: Herz, Schlaf, Verdauung. Außerdem für die Gehirnreifung – also für die Entwicklung kognitiver Funktionen – auch wichtig. Also Jod ist extrem wichtig. Natürlicherweise kommt Jod ebenfalls in Seefisch vor. Pflanzliche Lebensmittel enthalten nur sehr wenig Jod – also nur so Pflanzen in meernahen Böden, die ein bisschen mehr Jod enthalten. Trotzdem ist die Jodversorgung in Deutschland ausreichend, weil Jod wird ja als Jodat dem Speisesalz zugeführt oder beigefügt und das wird dann in der Herstellung von Brot, Käse und Wurst verwendet. Der Jodgehalt also auch in Kuhmilch – durch jodangereicherte Futtermittel – der wurde auch angepasst. Daher spielt jetzt der Verzehr von Fisch in der Kinderernährung für die Jodzufuhr eine Rolle, aber keine führende Rolle mehr.
Ich habe noch zwei Hinweise an der Stelle, was hier Säuglingsnahrung und Beikost angeht. Der Jodgehalt in Säuglingsnahrung, der ist gesetzlich geregelt und festgelegt.
Deswegen: Kinder in der Phase, die ausschließlich Milchnahrung bekommen, die sind ausreichend versorgt. Nur wenn man – also wenn ihr selber Beikost herstellt aus überwiegend pflanzlichen Lebensmitteln, dann enthält diese Beikost nur wenig Jod. Daher wird empfohlen, dass man dann bei der Selbstherstellung von Beikost oder bei der Verwendung nicht angereicherter kommerzieller Beikost Säuglinge zusätzlich Jod supplementiert mit 50 Mikrogramm pro Tag. Wenn ihr jetzt angereicherte Beikostprodukte verwendet, solltet ihr unbedingt die Zutatenliste studieren, weil dann braucht ihr gegebenenfalls nichts zu supplementieren.
Kommen wir zum Eisen.
Eisen ist weltweit betrachtet der Nährstoff, der am häufigsten mit einer Unterversorgung auftritt. Also wichtig, dass Eisen heute Bestandteil meines Vortrags ist. Gesunde Neugeborene, die verfügen bei der Geburt über 75 Milligramm pro Kilogramm Körpereisen. Davon ist drei Viertel im Blutfarbstoff gebunden und ein Viertel im Eisenspeicher. Babys wachsen. Nach 4 bis 6 Monaten hat sich das Gewicht verdoppelt und der Eisenspeicher ist leer. Das ist ungünstig und auch einer der Gründe für den Beikoststart, denn besonders im Säuglingsalter wird die kognitive Entwicklung durch einen Eisenmangel beeinträchtigt. Und das Schlimme ist, dass auch wenn wir die Zufuhr dann verbessern, die Beeinträchtigung bestehen bleibt. Also die kann nicht mehr aufgehoben werden und ist irreversibel. Aber nicht nur für die Gehirnentwicklung ist Eisen so wichtig, sondern auch für die Bildung von Hämoglobin. Das ist ja unser roter Blutfarbstoff und Hämoglobin transportiert Sauerstoff und Nährstoffe durch den Körper. Also extrem wichtig.
Risikofaktoren für einen Eisenmangel sind ein niedriges Geburtsgewicht, ein zu geringer Verzehr eisenreicher Beikost oder ein hoher Konsum an Kuhmilch, weil das in Kuhmilch enthaltene Kalzium die Eisenaufnahme im Darm hemmen kann. Wenn euch also auffällt, euer Kind ist blass, ist müde, abgeschlagen, dann solltet ihr doch zeitnah den Kontakt zu einem Kinderarzt oder einer Ärztin suchen, dass man da einmal die Werte bestimmt und gegebenenfalls auch gegensteuern muss.
Dann habe ich jetzt noch ein paar Tipps für eine bessere Eisenzufuhr oder -aufnahme. Also grundsätzlich könnt ihr die Eisenzufuhr oder -aufnahme sowohl über tierische als auch über pflanzliche Lebensmittel steuern. Aber Eisen aus tierischen Quellen wird vom Körper in der Regel leichter aufgenommen als Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln. Grund dafür ist, dass pflanzliche Lebensmittel zu 100 % aus sogenanntem Nicht-Hämeisen bestehen, wohingegen tierische Produkte wie Fleisch und Eier auch aus Hämeisen mit bestehen und Hämeisen ist tatsächlich für den Körper etwas einfacher aufzunehmen. Wenn ihr jetzt eure Kinder bei der Eisenaufnahme insbesondere aus pflanzlichen Lebensmitteln noch zusätzlich unterstützen wollt, dann könnt ihr mit Lebensmitteln mit hohem Vitamin-C-Gehalt kombinieren. Weil Vitamin C – zum Beispiel aus Orangen oder Apfel – kann die Eisenaufnahme nämlich deutlich erhöhen.
Aber es gibt noch weitere Stoffe, die die Eisenaufnahme im Darm erleichtern, wie zum Beispiel das Beta-Carotin aus Karotten oder Kürbis. Dann kommen wir jetzt schon zu Nummer vier, dem Kalzium. Kalzium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff und wenn wir jetzt rein nach der Menge schauen, ist es der wichtigste im gesamten menschlichen Körper. Warum? Weil fast 100% des Kalziums stecken in Knochen und in Zähnen und halten diese stabil. Also Kalzium ist unverzichtbar. Hat eine ganz zentrale Rolle in der gesunden Entwicklung und dem Wachstum von Säuglingen und Kindern.
Und gerade in den ersten Lebensjahren, also einer Zeit rasanten Wachstums, benötigen Kinder einfach ausreichend Kalzium, um die Dichte und Festigkeit ihrer Knochen zu maximieren. Und später soll sie das ja auch vor Osteoporose oder einer möglichen Osteoporose schützen. Des Weiteren ist Kalzium auch ein Botenstoff, der an verschiedenen Abläufen in der Muskulatur oder in Nerven fungiert und beteiligt ist und ist einfach nicht ersetzbar. Je größer dein Baby oder später Kind, desto mehr Kalzium benötigt es also. Nur mal so als Beispiel: Ein Säugling zwischen 4 bis 12 Monaten braucht gerade mal die Hälfte von einem 1 bis 4-jährigen Kind. Und da sagt die Empfehlung, brauchen diese Kinder 600 Milligramm am Tag. Grundsätzlich ist der menschliche Körper dazu in der Lage, Kalzium zu speichern und auch wieder aus den Knochen zu mobilisieren. Das heißt, wir brauchen eine regelmäßige Aufnahme. Das ist wichtig, aber Schwankungen können kurzzeitig ausgeglichen werden. Für die optimale Aufnahme und Verwertung von Kalzium im Körper sind Kofaktoren wichtig. Die unterstützen zum Beispiel die Aufnahme aus dem Darm, helfen aber auch beim Speichern. Wichtige Kofaktoren sind – da haben wir es wieder – Vitamin D, Vitamin K, Magnesium, Phosphor und Proteine.
Es gibt super viele Lebensmittel, die kalziumreich sind, und die meisten davon sind auch schon für die Baby- und Kleinkinderkost geeignet. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischen Produkten hilft euch, eure Kinder mit ausreichend Kalzium auszustatten. Gute Kalziumquellen, die ich hier nennen möchte, sind natürlich Kuhmilch, Milchprodukte, Käse, Joghurt. Aber wir haben ja vorhin, oder ich habe ja vorhin diese Proteinproblematik einmal angesprochen, das heißt, wir sind uns ja Grenzen gesetzt.
Aber ihr könnt zum Beispiel auch mit einer bunten Ernährung helfen, weil zum Beispiel bestimmte Sorten von grünem Blattgemüse wie Spinat oder Brokkoli, die enthalten auch ordentliche Mengen an Kalzium und nebenbei noch viele andere wichtige Ballaststoffe, Nährstoffe, Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe usw. Dann ist es so, dass Hülsenfrüchte grundsätzlich als kalziumhaltige Lebensmittel benannt werden. Und hier nenne ich immer ganz gerne, weil meine Zwillinge einfach schon immer geliebt haben und immer noch lieben, weiße Cannellini-Bohnen. Die sind eine der kalziumreichsten Hülsenfrüchte. Aber auch Kichererbsen, Linsen – natürlich gekocht – aber auch Pseudogetreide und Hafer können super gute Quellen darstellen. Und nicht zu vergessen gibt es natürlich auch mit Kalzium angereichertes Mineralwasser. Das kann auch eine gute Option sein, gerade wenn euer Kind die eben genannten Lebensmittel nicht so gerne isst.
Ich hoffe, ihr hattet eine gute Zeit. Nehmt hier was mit für euch, für eure Kinder- und Familienkost. Und das gilt übrigens wie immer: Je bunter die Ernährung, desto besser. Tschüss und bis bald.
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Der Zweck dieses Artikels besteht lediglich darin, zu informieren und zu inspirieren, nicht aber, medizinische oder ernährungswissenschaftliche Ratschläge zu erteilen. Für den Fall, dass du Bedenken oder Fragen hast, empfiehlt Pumpkin Organics, eine:n medizinische:n Ansprechpartner:in aufzusuchen und sich beraten zu lassen.