Vegetarische und vegane Beikost: Worauf du achten solltest - Pumpkin Organics

Vegetarische und vegane Beikost: Worauf du achten solltest

Immer mehr Eltern interessieren sich für vegetarische oder vegane Beikost, doch worauf müssen Eltern achten, damit Babys alle wichtigen Nährstoffe bekommen?

Kinderfachärztin Carolin Wiedmann von @plantpowerpediatrician erklärt im Q&A mit Florian Schnau beim Kids Ernährungs Summit, wie pflanzenbasierte Beikost sicher und ausgewogen gelingt, welche Nährstoffe besonders wichtig sind und wie du typische Fehler vermeidest.

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Hallo und herzlich willkommen zum Pumpkin Kids Ernährungsplan mit Beikostwelt Edition. Schön, dass ihr dabei seid und ich freue mich ganz besonders, jetzt jemand ganz tollen begrüßen zu dürfen, die ihr vielleicht auch schon kennt, aber in jedem Fall kennen solltet. Denn auch aus sehr gutem Grund: Caro, auch bekannt als plantpowerpediatrician – PPP. Carolin ist Kinderärztin mit eigener Praxis in München, Ernährungsexpertin und eine der Stimmen, die uns in der Beikostwelt wirklich extrem hilft und uns wirklich anspricht. Nicht nur aufgrund deines fundierten Wissens, Caro, sondern auch weil du, wie wir finden, eine wirklich ehrliche, alltagstaugliche Perspektive mitbringst. Nicht nur wie es sein sollte, sondern wie es in der Realität auch sein könnte.

Und du warst schon bei den letzten Pumpkin Organics Kids Ernährungs Summmit mit dabei und auf der Bühne. Es war einfach mega mit dir. Wir habenso viel Spaß gehabt. Wir hätten noch stundenlang weitersprechen können. Schön, dass du jetzt hier bist und mit uns über Beikost sprichst und mit dem Fokus Wissenschaft, Klarheit und Verständnis für den Familienalltag. Und ich würde sagen: Aber erst mal Caro, schön, dass du wieder dabei bist. Willkommen.

Vielen Dank, Florian. Vielen Dank für die Einladung wieder. Ich fühle mich sehr geehrt und auch vielen Dank für die Vorschusslorbeeren.

Vielleicht sagst du was zu traditionell gegen vegetarisch, gegen vegan. Wenn Eltern mit den Optionen zu dir kommen, wie hilfst du ihnen dabei zu entscheiden, welche Richtung sie gehen möchten und gehen sollten und was dabei auch vielleicht zu beachten ist.

Also tatsächlich, dass jetzt Eltern quasi zu mir kommen und fragen „Was sollte ich tun? Sollte ich mich mischköstlich, vegetarisch, vegan ernähren?“ – das passiert eigentlich so gut wie nie. Sondern die kommen im Prinzip schon mit einer Vorstellung oder beziehungsweise einer Ernährungsweise, die sie selber durchführen und fragen dann, inwieweit kann ich das mit meinem Kind auch so durchführen? Und das wäre sozusagen auch der Punkt, von dem ich ausgehen würde. Also eine Familie, die sich generell mischköstlich ernährt, da würde ich jetzt nicht dazu raten, dann zu sagen, ausgerechnet dann beim Baby eine fleischfreie oder generell vegane Ernährung durchzuführen. Das macht ja irgendwie keinen Sinn. Also wenn die Familie sich mischköstlich ernährt, dann und das machen ja in der Regel auch die Familien so, dann wird das Baby auch mischköstlich ernährt. Und grundsätzlich ist es ja auch so, dass eine mischköstliche Ernährung – ich sag mal – generell bei einer ausgewogenen Ernährung das niedrigste Risiko von Nährstoffdefiziten birgt. Wenn die Eltern sich aber vegetarisch oder gar vegan ernähren, dann ist mein Ansatz – oder sehe ich meine Aufgabe – darin, die Eltern, wenn sie sagen, „Ich möchte das für mein Kind auch so durchführen“, sie bestmöglich eben dabei zu unterstützen, das dann eben für das Kind auch entsprechend nährstoffdeckend umzusetzen.

Wenn Sie mich jetzt ganz konkret fragen und würden sagen: „Wir ernähren uns vegan und wir haben kein ethisches Problem, Milchprodukte oder Eier mit einzuführen – was würden Sie raten?“ Dann würde ich sagen: Ja, aus nährstofftechnischer Sicht ist es einfacher, die Beikost mit tierischen Nahrungsmitteln zuzubereiten. Das ist also im Prinzip – oder nicht im Prinzip – es ist am Ende eine Entscheidung der Eltern. Wenn sie sagen, wir möchten unser Kind vegetarisch oder vegan ernähren, dann müssen sie eben ein paar Dinge zusätzlich wissen.

Grundsätzlich ist es eben so, dass wenn die Eltern auf Fleisch verzichten, dann fällt eine gewisse Eisenquelle weg. Zwar enthält Fleisch gar nicht so viel Eisen, wie häufig vermutet wird – also diese klassischen 30 Gramm Fleisch, die im Breifahrplan zum Beispiel pro Tag vorgesehen sind, die liefern bloß ungefähr 10 % des gesamten Eisenbedarfs eines Babys. Das heißt also: Auch für ein fleischessendes Baby kommt der meiste Eisengehalt aus pflanzlichen Lebensmitteln. Aber Fleisch hat halt den Vorteil, dass das Eisen, das darin enthalten ist, besonders gut bioverfügbar ist. Und wenn ich das weglasse, muss ich mich umso besser darum kümmern, ausreichend eisenreiche Lebensmittel mit anzubieten. Das sind neben Getreide vor allem die Hülsenfrüchte, also Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojaprodukte – also Tofu, Tempeh, solche Dinge. Und dass man besonders darauf achtet, dass zu den Mahlzeiten immer Obst oder Gemüse mit angeboten wird, weil da ja Vitamin C enthalten ist, was dann eben zu einer besseren Bioverfügbarkeit von dem pflanzlichen Eisen führt. Das ist so, was ich bei einer fleischfreien Ernährung beachten würde.

Dann grundsätzlich, wenn Fisch auch weggelassen wird, dann ist es schon sinnvoll, auch die langkettigen Omega-3-Fettsäuren – also EPA und DHA – zu supplementieren. Und bei Babys, die komplett pflanzlich bzw. vegan ernährt werden, da ist dann schon auch noch mal weiteres Wissen notwendig. Es ist besonders wichtig, auf eine gute Proteinversorgung zu achten. Eine Vitamin-B12-Supplementierung ist absolut unerlässlich. Also das ist ganz, ganz wichtig, dass die Babys zusätzliches Vitamin B12 bekommen.

Und genau – ansonsten natürlich klar: Was weitere Supplemente angeht – ein Vitamin-D-Supplement bekommen sowieso alle Babys. Und was man vielleicht an der Stelle auch noch mal erwähnen kann, weil das aus welchen Gründen auch immer noch nicht so ganz in vielen Kinderarztpraxen angekommen ist: Es gibt eine offizielle Empfehlung auch von der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, dass Babys, die gestillt werden und selbst hergestellte Beikost bekommen bzw. Gläschenkost ohne zugesetztes Jod – dass die ein Jod-Supplement in Höhe von etwa 50 Mikrogramm bekommen. Einfach, weil ja bei Babys in der Beikostphase möglichst noch kein jodiertes Speisesalz zugesetzt wird und wir in Deutschland ein Jodmangelgebiet sind. Und dementsprechend dann eben diese Supplementierung diese Lücke ausfüllen soll. Und das gilt insbesondere für Kinder, die pflanzlich ernährt werden, weil Jod neben dem jodierten Speisesalz vor allem auch in Kuhmilchprodukten enthalten ist. Das macht sehr viel Sinn, das ist wahrscheinlich auch noch eine ganze Menge auch für die, die gerade zuhören. Wie stelle ich denn sicher als besorgte Eltern, dass ich jetzt trotzdem alles richtig mache bei den ganzen – um Mängel zu vermeiden? Mache ich einen Bluttest alle drei Monate? Schreibe ich mal eine Woche lang auf, was mein Kind gegessen hat und nehme das mit zum Kinderarzt? Was schlägst du dort vor, um komfortabel zu werden, dass ich nicht durch die Ernährung irgendwelche Mängel auslöse?

Also meinst du jetzt grundsätzlich bei egal welcher Ernährungsform?

Also grundsätzlich bei einer – ich sage mal – klassischen Mischkost, wo keine Lebensmittelgruppen ausgeschlossen werden, wo man mehr oder weniger – also dieser Breifahrplan, zu viel Kritik an dem ja auch geübt wird. Aber was er schon zeigt, ist, in welchen ungefähren Relationen die verschiedenen Lebensmittelgruppen angeboten werden sollten. Also viel Obst und Gemüse, regelmäßig Getreide und dann eben ergänzt durch tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Eier – sind nicht enthalten bisher im Breifahrplan, aber die würden da auch mit dazugehören – und Milchprodukte. Wenn ein Kind so diese ganzen Lebensmittelgruppen bekommt, eben auch isst, normal wächst und gedeiht – es geht dem Kind gut – dann sind insbesondere bei einer Mischkost keine Überprüfung der Nährstoffversorgung vorgesehen. Es gibt keine Empfehlung, da irgendwelche Blutuntersuchungen durchzuführen.

Bei einer vegetarischen Ernährung gibt es derzeit auch von den Fachgesellschaften diesbezüglich keine Empfehlung. Also wenn eine klassische, sag ich mal, vegetarische Ernährung durchgeführt wird, wo auch regelmäßig in relevanten Mengen Milchprodukte und Eier ergänzend eben zu den pflanzlichen Lebensmitteln gegessen werden, dann ist auch da – in der Regel – wenn es wie gesagt auch dem Kind sonst gut geht, eine Blutuntersuchung nicht notwendig.

Bei einer veganen Säuglings- und Kleinkindernährung – es gibt keine konkreten allgemeinen Empfehlungen, die jetzt irgendwie besagen würden, in dem und dem Alter muss der und der Blutwert überprüft werden. Und grundsätzlich ist es ja auch erst mal wichtig, dass man – ich sag mal – prophylaktisch antizipiert, welche möglichen Nährstoffdefizite dann auftreten könnten bei zum Beispiel einer veganen Ernährung. Deshalb ja zum Beispiel grundsätzlich die Supplementierung mit Vitamin B12.

Es gibt aber von dem Fachkreis zum Beispiel „Gesund ins Leben“ und auch von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung – es gibt so diese etwas schwammige Empfehlung, dass eben eine engmaschige ärztliche Überwachung der veganen Ernährung erfolgen sollte und regelmäßige Überprüfung des Nährstoffstatus erfolgen sollte – was auch immer das bedeutet. Und also grundsätzlich gilt es natürlich da auch erst mal zu gucken bei Kindern: Wie schaut denn der Speiseplan aus? Wie ist er aufgebaut? Welche Lebensmittel werden integriert? Welche werden nicht integriert? Welche Supplemente werden verwendet? In welchen Mengen? Wie geht es dem Kind? Wie entwickelt es sich? Etc. Grundsätzlich, was jetzt so rein vegan ernährte Kinder angeht, tendiere ich schon dazu, eine Blutbildkontrolle zu empfehlen. Und zumindest mal so das Wichtigste – also den Vitamin-B12-Status zu überprüfen und dann meistens auch ergänzt durch eine Überprüfung des Eisenstatus.

Aber wie gesagt, das ist etwas, was ich am Ende des Tages schon noch individuell machen würde. Und je nachdem natürlich – also wie geht es dem Kind? Gibt es irgendwelche gesundheitlichen Beschwerden? Haben die eventuell was mit der Ernährung zu tun – ja, nein? – um dann zu entscheiden, ob und welche Blutuntersuchungen notwendig sind.

Das klingt vernünftig.

Vegetarische & vegane Beikost: Worauf du achten solltest

Planung ist das A und O

Sowohl vegetarische als auch vegane Beikostformen sind möglich, aber nur, wenn sie ausgewogen und nährstoffdeckend gestaltet sind. Besonders bei veganer Ernährung ist eine professionelle Begleitung durch Ärzt:innen oder Ernährungsberater:innen mit Spezialisierung auf Kinderernährung empfehlenswert.

Kritische Nährstoffe im Blick behalten

Für vegetarisch ernährte Babys:

  • Eisen: Muss durch Vollkorn, Hülsenfrüchte, Hirse, grünes Blattgemüse + Vitamin C aufgenommen werden.

  • Jod: Da kein Fisch gegeben wird, auf jodiertes Salz (ab 1 Jahr) oder Ergänzung achten.

  • Vitamin D: Standardmäßig ergänzen.

  • Omega-3: z. B. durch Rapsöl oder Leinsamenöl.

Für vegan ernährte Babys gilt zusätzlich:

  • Vitamin B12: Zwingend zu supplementieren, da nicht in pflanzlicher Nahrung enthalten.

  • Jod & Kalzium: Ggf. über angereicherte Pflanzendrinks (nicht als Hauptgetränk im 1. Jahr!) oder Supplemente.

  • Eiweiß: durch Tofu, Linsen, Hirse, Quinoa, Getreide – idealerweise in Kombination.

  • Zink & Selen: schwieriger zu decken – auf Vielfalt achten.

Milchalternativen & Stillen

Wenn du stillst, kannst du länger auf Muttermilch als Nährstoffquelle bauen (auch bei veganer Ernährung wichtig!).

Pre-Nahrung auf Kuhmilchbasis ist bei veganer Ernährung ein Konfliktthema. Hier kann in Rücksprache mit Fachpersonen auf spezielle vegane Säuglingsnahrung (z. B. auf Sojabasis, hydrolysiert) zurückgegriffen werden.

Pflanzendrinks (Hafer-, Soja-, Mandelmilch) sind nicht als Muttermilchersatz geeignet! Frühestens nach dem 1. Geburtstag, angereichert mit Kalzium, möglich und nur ergänzend.

Rezeptvielfalt & kindgerechte Auswahl ohne tierische Produkte

Bei vegetarischer Ernährung hast du etwas mehr Spielraum: Eier, Milch, Joghurt liefern Nährstoffe, die bei veganer Ernährung ergänzt werden müssen.
Wichtig bei veganer Beikost: Püree aus Hülsenfrüchten gut kochen, weiches Gemüse andämpfen, nussfreie Konsistenzen verwenden.
Mahlzeitenstruktur: Rapsöl als Fettquelle, Püree und eisenreiche Beilagen.

Häufige Fragen von Eltern zu veganer oder vegetarischer Ernährung bei Babys und Kindern

Kann mein Baby vegan groß werden?

Ja, theoretisch ja, aber nur mit einer sehr sorgfältigen Planung. Eine vegane Ernährung im Säuglingsalter erfordert ärztliche Begleitung und gezielte Supplementierung, insbesondere von Vitamin B12, Vitamin D und ggf. Eisen und Jod. Ohne diese Vorsorge kann es zu Entwicklungsverzögerungen oder Mangelerscheinungen kommen.

Braucht mein Baby Vitamin D & B12?

  • Vitamin D: Ja, für alle Babys, egal wie sie ernährt werden. Die STIKO empfiehlt ab der 1. Lebenswoche täglich 400–500 IE (z. B. als Tropfen).

  • Vitamin B12: Ja, unbedingt bei veganer Ernährung. Es ist nicht in pflanzlicher Kost enthalten und muss daher in flüssiger oder Tablettenform ergänzt werden.

Ab wann kann ich meinem Baby Sojaprodukte geben?

Tofu, Sojajoghurt (ungesüßt, angereichert mit Kalzium) oder fein pürierte Sojabohnen können ab dem 6.–7. Monat (Beikostreifezeichen beachten) angeboten werden, sofern keine familiäre Allergie besteht. Wichtig ist, auf Bio-Qualität, natürliche Zutaten und mäßige Mengen zu achten.

Sojadrinks sind kein Muttermilchersatz und im ersten Jahr nicht als Getränk geeignet!

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Quellen:
DGKJ – Ernährung bei Säuglingen und Kleinkindern
Ernährungs- und Stillkommission (ESK)
WHO Guidelines on Infant Feeding
DGKJ Stellungnahme zur veganen Ernährung bei Kindern
STIKO-Empfehlungen beim RKI
FKE – Forschungsinstitut für Kinderernährung

Haftungsausschluss

Der Zweck dieses Artikels besteht lediglich darin, zu informieren und zu inspirieren, nicht aber, medizinische oder ernährungswissenschaftliche Ratschläge zu erteilen. Für den Fall, dass du Bedenken oder Fragen hast, empfiehlt Pumpkin Organics, eine:n medizinische:n Ansprechpartner:in aufzusuchen und sich beraten zu lassen.

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