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  • Beikoststart und die Angst vor dem Verschlucken - Dr. med. Annalena Dehé von 12minutes

    Beikoststart und die Angst vor dem Verschlucken - Dr. med. Annalena Dehé von 12minutes

    Ich bin Dr. med. Annalena Dehé. Eigentlich bin ich Fachärztin für Innere Medizin. Während meiner Facharztausbildung habe ich die Zusatzqualifikation Notfallmedizin erworben, um Notärztin arbeiten zu können, eines meiner Herzensthemen und so bin ich mittlerweile seit einigen Jahren als Dozentin für notfallmedizinische Themen tätig.

    Seit 2020 bin ich Mutter von Zwillingsmädchen und mit dem Thema gesunde Ernährung beschäftigte ich mich bereits seit Jahren privat - seit der Geburt meiner Kinder nochmal mehr - und seit 2022 nun auch beruflich als Ernährungsmedizinerin. Mit meinem Mann habe ich 2022 12minutes gegründet, einen Online-Erste-Hilfe-Kurs für Baby- und Kindernotfälle. Uns war es wichtig, dass wir unser Notfallwissen nicht nur an befreundete Eltern weitergeben können, sondern damit viel mehr Menschen erreichen und ihnen helfen können. Eine der größten Ängste der Eltern, wenn es um das Thema Beikost geht, ist die Angst vor dem Verschlucken. Wissenschaftler:innen sind sich nicht einig, ob das Risiko einer Aspiration bei Brei oder bei geeignetem Fingerfood höher ist. Es gibt aber ein paar Dinge, die wir als Eltern immer (egal, wie wir unser Kind ernähren), beachten können.

    Außerdem raten wir allen Eltern dazu, einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren. 

    Wir alle haben uns selbst schon einmal verschluckt und gefühlt hilflos neben dem eigenen Baby, das sich soeben verschluckt hat, zu stehen, ist absolut beängstigend. Verschlucken steht in der medizinischen Fachsprache eigentlich für 2 verschiedene Bedeutungen. Zum einen nennt man sie Fremdkörperaspiration, zum anderen steht Verschlucken auch für das Verschlucken von Nicht-Speisen in den Magen. Bei der Fremdkörperaspiration rutscht ein Fremdkörper wie z.B. eine verschluckte Speise oder auch kleinere Gegenstände in die Luftröhre. Diese können sogar tief bis in die kleineren Lungenäste gelangen.  

    Wie häufig sind Fremdkörperaspirationen? 

    Fremdkörperaspirationen treten insbesondere bei Kindern im Beikostalter zwischen einem Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren auf. Ab einem Alter von 5 bis 6 Monaten erkunden Säuglinge ihre Umwelt mit dem Mund und der Zunge. Der Tastsinn über den Mund ist in diesem Alter viel besser entwickelt als der Sehsinn oder der Handtastsinn. Hierbei kann dann leider schnell ein Gegenstand versehentlich in die Luftröhre gelangen und typische Hustenanfälle auslösen. Die allermeisten Fremdkörperaspirationen, etwa 50% passieren im 2. und 3. Lebensjahr!  

    Was sind denn typische Fremdkörper? 

    Die typischen Fremdkörper, die „aspiriert“ werden sind Nahrungsmittel. Hier insbesondere zu nennen sind Nüsse, Weintrauben, Heidelbeeren, Popcorn, Karotten- oder andere Rohkoststücke wie auch kleinere Spielzeugteile z.B. Perlen, Murmeln, kleinere Holzstückchen oder auch Plastikkleinteile. Zusätzlich gefährlich sind spitze Gegenstände wie Nadeln, Schrauben und Nägel, da diese ebenfalls schwere Verletzungen hervorrufen können. Eine häufig unerwartete, aber kritische Gefahr geht auch von Folienteilen wie z.B. von geplatzten Luftballons aus, da diese nur sehr schwer abgehustet werden können.  

    Prävention, wie kann ich mein Kind schützen?  

    Im besten Fall wäre es natürlich: Eine Fremdkörperaspiration wird von vornherein vermieden. Für den Beikoststart bedeutet das: Für Babys und Kleinkindern kommen nur geeignete Lebensmittel auf den Tisch. Kleinteile sollten immer unzugänglich gelagert werden und Kinder sollten nur mit altersgeeignetem Spielzeug spielen.  

    Welche Symptome deuten auf einen akuten Aspirationsnotfall hin? 

    Kardinalsymptome sind eine plötzlich einsetzende Luftnot verbunden mit starkem Husten. Grundsätzlich gilt: Je größer der Fremdkörper, desto akuter sind die Symptome der Luftnot, da durch große Fremdkörper größere Teile die Lunge nicht mehr an der Atmung beteiligt sind.  

    Wie können Eltern ihr Kind im Notfall unterstützen? 

    Die akute Luftnot stellt für Kinder und Eltern oft ein sehr belastendes Ereignis dar und die aufkommende Panik kann die kritische Situation natürlich noch weiter verschlechtern. Deshalb gilt es, die Ursache der Beschwerden schnellstmöglich zu erkennen und sofort zu handeln.  

    Alle im Folgenden besprochenen Maßnahmen sollten dringend praktisch geübt werden, bevor die erste Fremdkörperaspiration eintritt. Das Vorgehen unterscheidet sich je nachdem, wie schwerwiegend die Fremdkörperaspiration ist.  

    Wenn das Kind nur leicht hustet und zwischen den Hustenattacken normal atmet oder weint, so kann man die Situation erstmal genau beobachten. Man spricht dann vom sogenannten “effektivem Husten”. Hier sollten Eltern nur kurz in den Mund blicken und versuchen sichtbare Fremdkörper zu entfernen. Keinesfalls sollte blind nach potenziellen Fremdkörpern im Rachen getastet werden.  

    Wenn der Hustenstoß effektiv ist, sollten Eltern abwarten bis der Fremdkörper selbstständig abgehustet wird. Nichts ist so effektiv wie das eigene Husten, um den Fremdkörper zu entfernen. Schläge auf den Rücken, lenken hier eher ab. Wichtiger ist es zum Husten zu ermuntern und die folgenden Minuten kontinuierlich zu überwachen, ob der Husten andauert. 

    Wenn das Husten des Kindes ineffektiv ist oder wird, ist Gefahr im Verzug. Dies erkennen Eltern daran, dass das Bewusstsein ihres Kindes abnimmt, das Husten leiser wird, das Kind zwischen den Hustenattacken nicht mehr richtig Luft holt, um weiter zu husten oder es zu einer Blauverfärbung der Haut kommt. In diesem Fall muss sofort der Rettungsdienst alarmiert werden und schnellstmöglich gehandelt werden. 

    Wie geht Erste Hilfe? 

    Wie gesagt empfehlen wir allen Eltern, einen Erst-Hilfekurs zu absolvieren. Solange das Kind bei Bewusstsein ist, legt ihr es am besten in Kopf-Tieflage mit dem Bauch auf euren Unterarm oder Schoß und stabilisiert dabei den Kopf mit der Hand. Dann schlagt ihr dosiert, aber kräftig mit der anderen flachen Hand auf den Rücken zwischen die Schulterblätter. Das solltet ihr maximal 5-mal wiederholen, aber das Ziel ist es, den Fremdkörper mit einem einzelnen Stoß zu beseitigen, statt viele davon zu benötigen. Falls die Schläge auf den Rücken den Fremdkörper nicht beseitigen, müsst ihr bei Kindern unter einem Jahr bis zu fünf Thoraxkompressionen in Kopf-Tieflage durchführen.  

    Das Heimlich Manöver 

    Bei Kindern über einem Jahr solltet ihr nach den fünf Schlägen auf den Rücken bis zu 5-mal das Heimlich Manöver durchführen. Beim Heimlich Manöver wird durch mehrere ruckartige Oberbauchkompressionen der Druck in der Lunge stark erhöht, um den Fremdkörper so auszustoßen. Dies muss unbedingt praktisch geübt werden! Die Fünf Schläge auf den Rücken und das Heimlich Manöver, bzw. die Thoraxkompressionen bei Kindern unter einem Jahr werden immer im Wechsel wiederholt bis effektiver Husten eintritt oder der Fremdkörper entfernt ist.  

    Worst-case-scenario – die Wiederbelebung 

    Wenn der Sauerstoffmangel bei ineffektivem Husten oder Erschöpfung im Verlauf zu ausgeprägt ist, kann es zu einem Bewusstseinsverlust bis hin zu einem Herzkreislaufstillstand kommen. Sobald das Kind bewusstlos ist und nicht mehr atmet, muss umgehend mit der Reanimation begonnen werden.  

    Wir haben euch zum Ende unseres Artikels noch 3 Tipps für einen sicheren Beikoststart vorbereitet. 

    • Das Kind sollte beikostreif sein. Häufig wird die Beikost zu früh eingeführt und Kinder können mit der Nahrung noch nicht umgehen. Ein zu frühes Einführen der Beikost erhöht die Aspirationsgefahr 
    • Eine Nahrungsaufnahme sollte immer und nur unter Aufsicht sein und Eltern oder Aufsichtspersonen sollten maximal eine Armlänge vom Kind entfernt sein.  
    • Kinder sollten immer in einer aufrechten Sitzposition essen. Sobald das Kind selbstständig sitzen kann, macht es Sinn, in einen Hochstuhl mit Stütze unter den Füßen zu investieren. Füttere dein Kind niemals im Liegen.
    • Auch wenn Kinder krabbeln und laufen können, gegessen wird nur im Sitzen. Auch eine Nahrungsaufnahme in der Bewegung erhöht die Aspirationsgefahr. 
    • Besucht einen Erste-Hilfe-Kurs für Baby- und Kindernotfälle mit praktischen Übungen.   

    Haftungsausschluss:

    Der Zweck dieses Artikels besteht lediglich darin, zu informieren und zu inspirieren, nicht aber, medizinische oder ernährungswissenschaftliche Ratschläge zu erteilen. Für den Fall, dass du Bedenken oder Fragen hast, empfiehlt Pumpkin Organics, einen medizinischen Ansprechpartner aufzusuchen und dich beraten zu lassen.

    Hierbei handelt es sich um einen Gastbeitrag von Dr. med. Annalena Dehé. Dieser Beitrag ersetzt keine ärztlichen Behandlungen, er dient lediglich der Information.