
Beikost: Der ultimative Einstieg für Eltern
Beikost muss nicht kompliziert sein, denn mit dem richtigen Wissen wird der Start kinderleicht und macht sogar Spaß!
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Hi, Kids.Doc hier. Für alle, die mich nicht kennen: Ich bin Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Vitor Gatinho, und bekannt in den sozialen Medien als Kids.Doc. Ich will euch heute mitnehmen in einen der spannendsten Abschnitte im ersten Lebensjahr: den Start mit Beikost. Denn in genau diesem Zeitfenster stellen wir die Weichen für das, was Kinder später gerne essen – oder eben nicht. In diesem Video geht es nicht um den konkreten Masterplan, wie man jetzt mit Beikost alles macht und beginnt. Aber ich möchte euch wichtige Sachen auf den Weg geben, die meiner Meinung nach in diesem ganzen Meer an Informationen oft verloren gehen.
Für den echten Masterplan werde ich demnächst einen eigenen Beikostkurs anbieten, wo ich dann wirklich ausführlich auf sehr viele Aspekte eingehen werde. Freut euch darauf – ich freue mich auf jeden Fall!
Eine Sache vorweg: Was viele nicht wissen – Geschmack wird gelernt. Und zwar nicht erst im Kindergarten, sondern Studien zeigen: Schon im Mutterleib kann man den Geschmackssinn seines Kindes prägen. Also, was die Mutter isst, prägt den Geschmack für später jetzt auch schon. Auch später dann, in der Beikostphase, zeigt sich zum Beispiel: Kinder, denen viel Gemüse angeboten wird – auch Bitteres wie Brokkoli oder Blumenkohl – lernen diese Aromen zu mögen. Und das bleibt oft jahrelang erhalten.
Es gibt Studien, wie zum Beispiel die britische „HabEat“-Studie von 2013. Die hat gezeigt: Wenn Babys in den ersten 15 Beikosttagen täglich neues Gemüse bekamen, waren sie selbst mit 15 Monaten deutlich offener für neue Lebensmittel und haben mehr Gemüse gegessen als die Vergleichsgruppe. Es gibt auch andere Studien – eine französische etwa –, die zeigen, dass Babys, die vielfältig und früh Gemüse bekamen, auch noch im Vorschulalter mehr Gemüse gegessen haben. Schon acht Tage Karotten reichten, um den Geschmack langfristig zu prägen.
Das zeigt eines ganz klar: Variation ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir müssen die Kinder – und die Gehirne unserer Kinder – stimulieren mit neuen Geschmackserlebnissen, um einen langfristigen Effekt zu haben.
Aber wie starte ich denn jetzt wirklich mit Beikost?
Beikost bedeutet nicht: Jetzt muss mein Baby auf jeden Fall essen – 180 Tage, sechs Monate. Es bedeutet: entdecken, riechen, schmecken, spucken, sich verschlucken, nochmal probieren. Es ist ein Lernprozess ohne Druck. Empfohlener Start: in den ersten vier Monaten auf keinen Fall. Danach entscheidet dein Kind, wann es soweit ist. Wenn das Kind auf dem Arm gestützt den Kopf gut halten kann, wenn es den Zungenstoß-Reflex nicht mehr hat und wenn es die Sachen gezielt zum Mund nimmt, dann ist das Kind neurologisch in der Lage. Aber ob es das mag, ist was anderes.
Und das andere: „Gemüse first“ heißt konkret: Brokkoli, Pastinake, Zucchini, Kürbis, Fenchel, Blumenkohl – gerne auch mal bitter, zum Beispiel Mangold, Spinat, Kohlrabi – alles weich gegart und ungewürzt. Fingerfood oder Brei, je nach Kind. Wichtig: Lasst den süßen Brei erst mal weg, denn süß mögen Kinder sowieso. Bitter muss man lernen. Wichtig ist Geduld. Euer Baby muss nichts leisten. Es darf matschen, sabbern, kleckern, essen mit, lernen mit allen Sinnen. Struktur statt Stress und Routinen helfen – zum Beispiel den Tag zu ähnlichen Zeiten etwas anbieten, aber ohne Druck.
Gemeinsames Essen ist wichtig. Lasst euer Baby am Familientisch mitessen – mit dem Löffel oder der Hand. Essen ist sozial. Euer Kind will Teil davon sein – und vertrauen. Nicht jede Mahlzeit muss perfekt sein. Nicht jeder Bissen muss drin bleiben. Wenn ihr dranbleibt, lernt jedes Kind essen.
Was ist aber jetzt zum Beispiel mit Quetschies? Ich sage mal ganz klar: Quetschies sind nicht per se böse – aber bitte bewusst einsetzen. Viele enthalten sehr viel Fruchtzucker, auch wenn „ohne Zuckerzusatz“ draufsteht. Eine gute Quetschie-Regel ist zum Beispiel: kein Alltagsnack, sondern einfach Notfalllösung für unterwegs. Möglichst hoher Gemüseanteil, ohne Saftkonzentrate oder Fruchtpürees als Hauptzutat und idealerweise mit Löffel oder aus dem Becher geben. Denn das Saugen aus dem Beutel bedeutet kein echtes Geschmackserlebnis – und fördert eher Karies oder schlechte Essgewohnheiten.
Und jetzt mal ganz ehrlich – und das sagt einem nie jemand: Beikost ist keine gerade Linie. Es gibt Tage, da isst mein Baby begeistert und richtig viel. Aber es gibt auch Tage, wo es einfach gar nichts essen will. Und das ist normal. Also, wenn ihr eurem Kind etwas mitgeben wollt, gebt ihm Geschmackserfahrung, Vielfalt und Geduld. Keine Diäten, kein Perfektionismus – sondern viele verschiedene Nahrungsmittel, die bei euch auf dem Tisch sonst auch stehen. Wenn ihr noch nie eine Pastinake gegessen habt, aber sonst gerne Brokkoli esst – dann gebt lieber häufiger Brokkoli. Ihr prägt den Geschmack eures Kindes auch für später. Es soll Freude machen. Kinder sollen Spaß am Essen haben – gegebenenfalls auch schon bei der Zubereitung mithelfen. Ja, und auch die Kleinen können das schon. Ein entspannter Tisch soll da sein, an dem Entdecken erlaubt ist. Die ersten Monate prägen, was dein Kind später isst – und was nicht.
Merkt euch lieber das hier als Ziel: Nicht viel essen, sondern viel erleben. Nicht Sättigung, sondern Geschmackserfahrung. Beikost ist ein Abenteuer. Und es gibt kein Richtig und kein Falsch – solange ihr auf euer Kind schaut, Lebensmittel bewusst auswählt und mit Ruhe, Humor und Herz an die Sache herangeht. Und wenn es mal nicht klappt: Tief durchatmen. Morgen ist ein neuer Tag. Euer Baby braucht keinen perfekten Plan – es braucht euch.
In dem Sinne: ein bisschen Leichtigkeit, ein bisschen Ruhe und viel Spaß hier bei diesen ganz tollen, vielen Videos mit ganz vielen Expert:innen. Tschüss, euer Kids.Doc.
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Haftungsausschluss
Der Zweck dieses Artikels besteht lediglich darin, zu informieren und zu inspirieren, nicht aber, medizinische oder ernährungswissenschaftliche Ratschläge zu erteilen. Für den Fall, dass du Bedenken oder Fragen hast, empfiehlt Pumpkin Organics, eine:n medizinische:n Ansprechpartner:in aufzusuchen und sich beraten zu lassen.